Warum ist Physiotherapie und Bewegung bei der axialen Spondyloarthritis wichtig?
PatientInnen sind durch die zunehmend verminderte Wirbel- und Gelenksbeweglichkeit in ihrem Alltag oft eingeschränkt, wie z.B. beim Anziehen, vom Sessel aufstehen, vom Boden hochkommen, gerade aufrechte Haltung, Stiegen steigen, auf die Seite oder über die Schulter schauen, Kopf drehen allgemein, Hausarbeit, Job, Hobbys, sportliche Aktivitäten.
Die Behandlung sollte grundsätzlich immer individuell den Beschwerden angepasst werden! Heilgymnastik sollte aber bei jeder/m PatientIn mit Morbus Bechterew an erster Stelle stehen. Die in diesem Aufsteller angeführten Übungen umfassen ein Heimprogramm, welches täglich durchgeführt werden sollte.
Einzel- und Gruppentherapie „Bechterew Gymnastik“ sollte ebenfalls fixer Bestandteil sein. Bei akuten Schüben ist es jedoch meist sinnvoll eine Pause einzulegen und Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder TherapeutIn zu konsultieren.
Gezieltes, individuell abgestimmtes Mobilisations- und Krafttraining trägt zur Schmerzlinderung und zum Erhalt der Beweglichkeit bei. Dadurch kann eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion der medikamentösen Therapie herbeigeführt werden. Oberstes Ziel ist es, so früh wie möglich erste Versteifungen und Fehlhaltungen der Wirbelsäule vorzubeugen. Deshalb ist es sehr sinnvoll, das Übungsprogramm gemeinsam mit einer/m erfahrenen PhysiotherapeutIn individuell an das Krankheitsstadium anzupassen.
Die folgende Übungsauswahl ersetzt keine persönliche Betreuung durch PhysiotherapeutInnen.
Zum Autor der gezeigten Übungen
Anita Grassel
Nach meinem Physiotherapiestudium 2005 sammelte ich Erfahrungen im AKH Wien auf der Unfallchirurgie sowie in der Therme Wien Med, Zentrum für ambulante Rehabilitation.
Seit 2009 bin ich freiberuflich tätig und seit 2 Jahren physiotherapeutische Leiterin im mza – Medizinzentrum Alserstraße in Wien. Hier arbeite ich eng mit unserer ordinierenden Rheumatologin zusammen. Daher liegen neben rheumatischen Erkrankungen meine Schwerpunkte vor allem auf der aktiven Rehabilitation und der präventiven Körperarbeit mit ganzheitlichem Ansatz, aber auch in der postoperativen und konservativen Physiotherapie.
Durch meine langjährige Erfahrung mit PatientInnenschulungen in der aktiven Therapie kann
ich auf ein großes Übungsrepertoire zurückgreifen. In diesem Aufsteller, wird ein Auszug vorgestellt.
Allgemeines zu den Übungen
Nehmen Sie sich Zeit und führen Sie die Übungen am besten vor einem Spiegel aus. Ziehen Sie sich bequeme Kleidung an und wählen Sie Ihre bevorzugte Tageszeit zum Turnen aus. Empfehlenswert wäre morgens, da hier die Steifigkeiten am ausgeprägtesten sind. Die Übungen dürfen grundsätzlich keine Schmerzen bereiten oder diese sogar verstärken. Es ist aber wichtig, immer bis ans Ende der Bewegung zu gehen und in die Steifigkeiten hineinzuarbeiten. Damit wird die Beweglichkeit nicht nur erhalten sondern sogar verbessert.
Achten Sie auf die richtige Atmung: Bei der Anstrengung ausatmen und den Bauchnabel zur Wirbelsäule ziehen, um die tiefe, gelenkstabilisierende Muskulatur zu aktivieren.
Vermeiden Sie Pressatmung!
Die Dauer bzw. Wiederholungen der Übungen sind als Orientierungshilfe zu sehen – Steigerungen oder Reduktionen sind jeweils individuell anzupassen. Zwischen den Übungen sollten immer kurze Pausen von etwa einer Minute eingelegt werden. Machen Sie keine ruckartigen Bewegungen – arbeiten Sie fließend und bewusst. Stellen Sie sich aus den Übungen ein immer abwechselndes Programm zusammen. Es sollten aus allen Kategorien
(Aufwärmen, Mobilisieren, Kräftigen und Dehnen) 2 bis 3 Übungen täglich gemacht werden. Die Zusammenstellung richtet sich immer nach den aktuellen Beschwerden. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder Ihren Physiotherapeuten/Ihre Physiotherapeutin.
Die Übungen sollten folgendes enthalten
- Lockeres, schmerzfreies Aufwärmen
- Mobilisationsübungen: speziell die Rotation und Streckung (Vorbeugung von Rundrücken) der Brustwirbelsäule, die freie Beweglichkeit der Halswirbelsäule
- Kräftigung der Rücken-, Schulter-, Bauch- und Gesäßmuskeln, Dehnungsübungen für zur Verkürzung neigende Muskeln (häufig Brustmuskel)
- Gezielte Atemübungen, damit der Brustkorb beweglich bleibt, um die Lungenfunktion